MonsterMarschMetzingen


Juni 26, 2018


MonsterMarschMetzingen - an seine Grenzen gehen

Gebäudereiniger/innen auf neuen Wegen

Im zweiten Ausbildungsjahr zum/zur Gebäudereiniger/in ist es an der Gewerblichen Schule Metzingen üblich, einen Erlebnistag durchzuführen.

Für dieses Jahr hatten sich die Lehrer/innen für ihre Auszubildenden etwas ganz Besonderes ausgedacht, das diese nachhaltig beeindrucken sollte und an das sie sich ihr Leben lang erinnern würden. Die Aktion wurde mit dem internen Titel „MonsterMarschMetzingen – MMM“ bedacht.

Am 26. Juni 2018 sollten die Schüler/innen und einige Lehrer/innen von Plochingen bei Stuttgart zurück zur Schule laufen. Die Tour verlief entlang des Neckarradweges über Wernau, Wendlingen, Nürtingen, Neckartenzlingen und schließlich Metzingen und umfasste bis zum Hauptziel Gewerbliche Schule Metzingen etwa 35 Kilometer. Wer es schaffte und sich zutraute, konnte im Anschluss noch zum Kolpinghaus nach Reutlingen weitermarschieren, was etwa 42 Kilometern entsprach.

Im Vorfeld plante das Kollegium der Abteilung Gebäudereinigung alle Eventualitäten ein. Es sollten vier Versorgungsstationen zur Verfügung gestellt werden, an denen Essen und Trinken angeboten wurde. Die Auszubildenden wurden zuvor nach ihrer Selbsteinschätzung gefragt. Auf einem Informationsblatt konnten sie angeben, welche Strecke zwischen 7 und 42 Kilometern sie sich vorgenommen hatten. Außerdem wurden dort Infos zum Verhalten, zur Ausrüstung und zum Streckenverlauf gegeben.

Besonderen Wert legten die Lehrerinnen und Lehrer darauf, dass die Schülerinnen und Schüler während des Laufs aufeinander Acht gaben und sich gegenseitig halfen sowie Keinen zurückließen. Da einer der Schüler privat als Rettungssanitäter ausgebildet ist, war auch die Frage der Ersten Hilfe geklärt. Eine Lehrerin befuhr als „Sonder-Einsatzkommando“ mit dem Elektrofahrrad die Strecke und war telefonisch schnell zu jeder Stelle abrufbereit. Eine Telefonliste für alle Teilnehmer garantierte die Erreichbarkeit.

Ein wichtiges Thema war die finanzielle Seite. Die Schülerinnen und Schüler sollten kein Geld für den Lauf bezahlen müssen. Dank mehrerer Sachspenden – auch durch die Wohnheime - und einer großzügigen finanziellen Unterstützung durch die Landesinnung der Gebäudereiniger Baden-Württemberg konnte der MonsterMarsch durchgezogen werden. Es gab Brötchen mit Wurst und Käse, Wasser, Müsliriegel, Kaffee, Kuchen, Obst und vieles andere mehr. Als sehr wichtig erwiesen sich die Blasenpflaster, die ein Apotheker aus Ludwigsburg gestiftet hatte.

Am 26. Juni war alles bereit. Mit dem Bus des Reutlinger Unternehmers Hahn – ebenfalls kostenlos zur Verfügung gestellt - fuhren die Azubis und die Lehrer/innen, die sich bei der Wanderung beteiligen wollten, nach Plochingen. Am Bahnhof wurde zunächst ein Gruppenfoto gemacht. Insgesamt waren 64 Schülerinnen und Schüler sehr ambitioniert am Start. Manche zu ambitioniert, denn trotz Hinweisschilder und Pfeilen auf der Strecke, die den Verlauf der Tour Richtung Nürtingen kennzeichneten, warteten viele der potenziellen Wanderer nicht und stürmten einfach los. So kam es, dass eine Gruppe in Richtung Göppingen entlang der Fils, eine Gruppe in Richtung Esslingen und eine Gruppe sogar in Richtung Stuttgart lief. Einzig die Lehrergruppe, die als letzte loslief, ging in die richtige Richtung und wunderte sich, dass weit und breit keine Gebäudereiniger in Sicht waren. Viele Anrufe später klärte sich der Streckenverlauf und konnte korrigiert werden, was so manchem Übereifrigen 5 Extra-Kilometer bescherte. Die Lehrergruppe wartete, bis sich alle Schülerinnen und Schüler wieder auf dem richtigen Weg befanden und setzte die Wanderung dann fort.

Bei der Betreuung wurde besonders darauf geachtet, dass sich die Wanderer nicht überanstrengten. Bei Überlastung, Schmerzen, Blasen oder auch einfach Unlust bestand jederzeit die Möglichkeit, auszusteigen und mit dem Zug zurück nach Reutlingen bzw. Metzingen zu kommen.

Vier Verpflegungsstände warteten in Wendlingen, Nürtingen, Neckartenzlingen und Metzingen auf die Lehrer und Schüler und boten alles, was das Wanderherz begehrte. Die Lehrer, die nicht mit wanderten, kümmerten sich um das leibliche Wohl und – falls erforderlich – um den Transfer zum nächsten Bahnhof. In Metzingen lockte das Ziel mit einem kühlen alkoholfreien Bier.

Entgegen den Erwartungen waren die Schülerinnen und Schüler mit viel Ehrgeiz bei der Sache. Von den gestarteten 64 Teilnehmern erreichten schließlich 25 die Schule in Metzingen und 13 schafften es sogar noch zum Wohnheim nach Reutlingen. Die „Finisher“ erwartet im nächsten Block ein T-Shirt und eine Urkunde.

Die Resonanz unter den Schülerinnen und Schülern auf diesen besonderen Erlebnistag war sehr gut. Obwohl viele am nächsten Schultag nicht rund liefen und einige Blasen an den Füßen hatten, war der Tag ein gelungenes Erlebnis und wird von den meisten nicht so schnell vergessen werden.

Übrigens: die Lehrer/innen, die gestartet waren, erreichten allesamt zumindest die Schule in Metzingen, zwei Lehrer legten sogar die Marathondistanz zurück.



Claudia Pfaller